Was ist das eigentlich "Philosophie"?

Schlägt man ein Lexikon auf, so findet man meist zunächst die Begriffserklärung: Philosophie, altgriechisch φιλοσοφία, latinisiert philosophia, bedeutet wörtlich „Liebe zur Weisheit“. Eine Bedeutung, die auch für den Unterricht weitreichend ist – denn Liebe zur Weisheit ist keine erlernbare Formel, sondern eher ein Weg, auf den ein Lehrer einen Schüler begleiten kann. DIE Philosophie an gibt es dabei so wenig wie DIE Religion. Die Menschen, die gemeinhin »Philosophen« genannt werden, haben in den vergangenen ca. 2500 Jahren die unterschiedlichsten und widersprüchlichsten Behauptungen aufgestellt, zu denen sie oft auf unterschiedlichsten Wegen gelangten. In diesem Sinne ist die Frage,was Philosophie ist, ist bereits eine Frage der Philosophie. Um dennoch eine Zusammenfassen zu haben, könnte man es so formulieren:

Philosophie ist der Versuch des Menschen mit der Methode des Denkens seine Existenz, die von ihm wahrgenommene äußere Welt und sein eigenes Inneres zu erklären.

Aufgaben des Faches Philosophie

Philosophie ist vieles, nur eines ist sie nie gewesen:bequem. Sie mischt sich in alles ein – und provoziert auch gerne. Ihr Reichtum sind die Fragen, die Vermutungen, die Verunsicherung. Sie argumentiert gegen den Strich und mutet dem anderen zu, Bequemlichkeiten im Denken aufzugeben. Genau dies ist in diesem Sinne auch ihre Aufgabe gerade in der Oberstufe: Die Schülerinnen und Schüler zum eigenständigen, kritischen, hinterfragenden Denken anzuleiten. Hierbei wird der Lehrer, wie schon oben genannt, zum Wegbegleiter, der vor allem anhand philosophischer Texte vorstellt und methodisch unterstützt, aber keine Lösungsmöglichkeit als Die richtige präsentiert und die Schülerinnen und Schüler somit ihren eigen Pfad finden lässt.

 

Philosophie in der Oberstufe

Immanuel Kant unterteilte ein die Philosophie in vier Fragen:

Was soll ich tun?

Hier geht es um die Frage nach dem richtigen Handeln, der Ethik. Diese ist Thema des 1. Halbjahres der Q1, in dem der oben genannte Philosoph eine tragende Rolle spielt.Mit der Frage "Was soll ich tun?" ist dabei nicht bloß ein Verweis auf jeweils geltende moralische Vorschriften, Konventionen oder Gesetze gemeint, sondern das Fragen nach dem Sinn, der Verbindlichkeit solcher Vorschriften und deren Begründung. Fragen wie „Was ist Glück?“, „Was sind die wichtigsten Tugenden für den Einzelnen, für die Gemeinschaft?“, „Nach welchen Kriterien sollen wir unser Handeln ausrichten? oder „Gibt es überhaupt völlig verbindliche Normen? Und wie wären solche begründbar?“ fordern die Schülerinnen und Schüler nicht nur auf, sich mit verschiedenen philosophischen Ansätzen wie z.B. dem Utilitarismus auseinander zu setzen, sondern auch ihr eigenes Handeln und dessen Maßstäbe zu überdenken.

Was darf ich hoffen?

Letztlich geht es in der Ontologie und Metaphysik um die Sinnfrage, um die Frage, warum und wozu ein Individuum auf der Welt ist. Zweck und Ziel der menschlichen Existenz stehen zur Debatte, auch in der Form des radikalen Zweifels, ob es überhaupt einen solchen Sinn gibt. Diese Fragestellung ist kein explizites Halbjahresthema, schwingt aber in allen Bereichen mit.

Was kann ich wissen?

Die Erkenntnis- und Wissenschafttheorie geht dabei im 1. Halbjahr der Q2 Fragen wie „Was sind streng wissenschaftliche Methoden?“, „Wo liegen die Möglichkeiten und Grenzen der Wissenschaft?“ und vor allem „Gibt es sicheres Wissen oder ist Wissen immer nur mit einem bestimmten Grad an Wahrscheinlichkeit gültig?“ auf den Grund. Hierbei werden Sinne und Alltagswissen mehr als nur einmal in Frage gestellt.

Was ist der Mensch?

Alles wissenschaftliche Wissen, etwa über die biologische und psychologische Beschaffenheit des Menschen, reicht nicht aus, die Frage nach der Identität, nach dem Wesen des Menschen zu beantworten. Hier verliert die philosophische Anthropologie bis heute nichts an Bedeutung. Die Frage nach dem Wesen des Menschen genießt bis heute besondere Aktualität – auch bei den Schülerinnen und Schülern im 2. Halbjahr der EF. Sie setzen sich mit dem Thema der Aggressivität, der Rolle der Sprache, dem Mensch als Gemeinschaftswesen und mehr auseinander.

Wie soll ein Staat beschaffen sein?

Nun, diese Frage stammt nicht von Kant, obwohl sich dieser auch explizit Gedanken darüber gemacht hat. Demokratie oder Politie, Aristokratie oder Tyrannis, nicht nur Aristoteles, sondern auch Philosophen wie Hobbes, Locke, Rousseau und Staatstheorethiker der Moderne bringen die Schülerinnen und Schüler im 2. Halbjahr der Q1 zur Reflektieren über die Frage, ob es einen idealen Saat gibt, wie der Mensch innerhalb seiner Gemeinschaft agiert oder wie unser demokratisches System fortbestehen kann.

Was bleibt noch übrig?

Nun, richtig betrachtet fehlen hier noch ein Halbjahr der Oberstufe. Das erste Halbjahr der EF führt die Schülerinnen und Schüler in die Welt der Philosophie ein und bietet Ausschnitte aus allen Themen der folgenden Halbjahre. Zudem werden in dieser Zeit die wichtigsten Methoden wie z.B. Textanalyse, Argumentieren, Definieren oder das Schreiben von Essays trainiert.

Verbindung mit dem altsprachlichen Schwerpunkt des WDG

Nicht nur bei der Lektüre klassischer antiker philosophen wie Platon, Aristoteles oder Epikur oder dem Verwenden griechischer oder lateinischer Fachbegriffe zeigt sich gerade im Fach Philosophie die Verbindung mit dem altsprachlichen Schwerpunkt unserer Schule. Vor allem zu dem dadurch geprägten humanistischen Leitbild, das Bildung als Erziehung des Geistes sieht, setzt die Philosophie wichtige Aspekte.

Kursaufbau

Philosophie ist ein sogenanntes Religionsersatzfach. Dies bedeutet, dass alle Schülerinnen und Schüler, die nicht am evangelischen oder katholischen Religionsunterricht teilnehmen, automatisch einem Grundkurs in Philosophie zugewiesen werden. Im Gegensatz zur Sekundarstufe I kann aber auch ein Religions- wie Philosophiegrundkurs gleichzeitig belegt werden. Die Stundenanzahl beträgt pro Halbjahr zwei Wochenstunden im Grundkurs, wobei in einem Halbjahr dreistündig unterrichtet wird.