Altgriechisch am WDG
Altgriechisch am WDG
„Wer Griechisch gelernt hat, hat gegenüber allen Kollegen Vorteile. Eine Spitzenposition kann [...] nur übernehmen, wer eine breite, abgestützte Ausbildung hinter sich hat. Für mich ist eine gute humanistische Grundausbildung nach wie vor eine hervorragende Ausgangssituation für einen Manager. Nach meinen Erfahrungen ist dieses [...] Allgemeinwissen die beste Voraussetzung für die Fähigkeit, komplexe Probleme in einem sich rasch verändernden Umfeld wahrzunehmen und zu begreifen.“[1]
Für welchen Beruf braucht man das denn?
Vielleicht stellen Sie sich diese Fragen, wenn Sie an das Lernen des Altgriechischen denken. Vielleicht hat Ihnen das Zitat auch schon den Ansatz einer Antwort gegeben. Allerdings ist es nicht Ziel des Gymnasiums, auf einen bestimmten Beruf vorzubereiten. Vielmehr soll eine breite Allgemeinbildung vermittelt werden, die die Türen zu allen Berufen öffnet. Und die im Griechischunterricht behandelten Texte punkten gerade in Hinblick auf die Allgemeinbildung. Sie sind jahrhundertelang für die Menschen aktuell geblieben, denn in ihnen werden die Grundfragen der menschlichen Existenz gestellt – in differenzierter Art und Weise. Die altgriechischen Texte fragen beispielsweise nach dem Verhältnis von göttlichen Wesen zur Existenz des menschlichen Neids; oder nach dem Verhältnis zwischen Gesellschaft und Individuum, zwischen Pflicht und Neigung; oder nach dem richtigen Maß an Skepsis: Was kann/soll/muss man in Frage stellen? Die Gesetze der Gemeinschaft? Etwa die Götter? Der Griechischunterricht regt dazu an, sich mit derartigen Fragen auseinanderzusetzen und verfolgt auf diese Weise das Ziel, einen selbständig denkenden Menschen heranzubilden:
„Durch Denken werden die von Sokrates Getroffenen zu anderen Menschen. Dieses Denken verleiht Unabhängigkeit im Einswerden mit dem, worauf alles ankommt.“[2]
Die meisten Wissenschaften haben ihren Anfang bei den Griechen genommen, so die Mathematik (Pythagoras, Euklid, Thales), die Physik (Demokrit), Biologie und Medizin (Hippokrates), Geographie (Erastosthenes), Philosophie (Sokrates, Platon, Aristoteles), Literatur (Homer), Dramen (Aischylos, Sophokles, Euripides, Aristophanes), Religion (Neues Testament). Diese enorme inhaltliche Breite kommt der Forderung nach einer breiten Allgemeinbildung bestens nach – für jeden ist etwas dabei!
Ist die altgriechische Sprache schwierig zu erlernen?
Die griechische Sprache hat viele Parallelen zum Lateinischen, aber auch einige zum Deutschen. Sie verfügt über eine Vielzahl an Ausdrucksmöglichkeiten – wie ein Maler, der viele Pinsel zur Verfügung hat. Die griechische Sprache zeichnet sich durch eine Vielzahl an kleinen Wörtern (Partikeln) aus, die den Sätzen meist gewisse Färbungen geben. Das Erlernen des Griechischen fördert daher das genaue Hingucken – eine Fähigkeit, die in fast allen Berufen unerlässlich ist –, und lässt den allgemeingültigen Zusammenhang zwischen Denken und Sprache erkennen. Die griechische Schrift ist nach ca. 2 Wochen erlernt und das Vokabellernen wird durch die Fülle an griechischen Fremdwörtern erleichtert, z.B.:
Diskothek: ΔΙΣΚΟΣ (diskos) Scheibe, ΘΗΚΗ (theke) Ablage
Chirurg: ΧΕΙΡ (cheir) Hand, ΕΡΓΟΝ (ergon) Werk → Handwerker
Die wissenschaftlichen Fachsprachen der meisten modernen Sprachen basieren zudem auf griechischen Wörtern – mehr als auf lateinischen.
Altgriechisch – für wen?
Wie bereits erwähnt, zeichnet sich der Griechischunterricht durch eine breite Themenvielfalt aus. Das Fach Griechisch spricht darüber hinaus alle Schülerinnen und Schüler an, die Interesse an Sprache, Kultur und/oder Geschichte haben, alle, die sich für die Ursprünge der europäischen Kultur interessieren, deren Grundlage im alten Griechenland gelegt worden ist, und alle, die sich den Luxus des Griechischlernens gönnen wollen!
Formalia:
Das WDG ist die einzige Schule in Wuppertal, die das Fach Griechisch anbietet. Wählbar ist es nur in der Jgst. 8. Die Belegung ist bis zum Abitur möglich und wird aktuell von Schülerinnen und Schüler auch wahrgenommen. In den beiden ersten Jahren wird mit dem brandneuen Lehrwerk Xenia gearbeitet, in dem von Anfang an nicht nur die Sprache, sondern auch die altgriechische Kultur im Mittelpunkt steht.
Danach werden in steigendem Schwierigkeitsgrad Originaltexte gelesen, z.B. Texte Rund um Sokrates, Passagen aus dem Neuen Testament (in der EF), Homers Epen, lyrische Texte und Tragödien von Sophokles und Euripides. Die Schülerinnen und Schüler können mit Griechisch die Pflichtbelegung einer zweiten fortgeführten Fremdsprache bis zum Abitur abdecken und es gleichzeitig als Abiturfach wählen. Nach der Jgst. 11 (Q1) erhalten die Lernenden das Graecum, was auch heute noch für bestimmte Studienfächer erforderlich ist (Theologie, Latein, Philosophie, Alte Geschichte u.a.). Doch vor allem:
Das Graecum vergoldet ein jedes Abitur-Zeugnis!
Die vielleicht wichtigsten Gründe, Griechisch zu lernen:
Exkursionen (Altes Museum Berlin) und die Griechenlandfahrt
Griechisch unterrichten am WDG Herr Laßmann und Herr Dr. Winkelsen.
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[1] Egon Zehnder, Gründer der größten europäischen Management-Beraterfirma
[2] Karl Jaspers: Die maßgebenden Menschen, München 1964, S. 110